Um 6.30 Uhr trafen sich am Donnerstag, 5. Juli, 50 Genuss- sowie Hütte-zu-Hütte-Wanderer in der Dorfstraße zur Abfahrt im voll belegten Kurzenberger-Bus. Ziel war Kaltenbach im Zillertal, wo sich das Kräuterhotel Hochzillertal befindet. Von den Berg- und Wanderführern wurden alle freundlich begrüßt. Siegfried Mahler stimmte die Gruppe mit einem Irischen Reisesegen auf die Reise ein mit dem Tenor „Nimm Dir Zeit!“. Dieter Schmidt berichtete, dass es sein 22. Bergfrühling ist, und der zehnte, den er selbst (mit)organisiert hat. Nun übergibt er die Hüttengruppe mit gutem Gefühl an Thomas Schwitalle und Rüdiger Lang, und die Wander- und Genussgruppe organisierten schon diesmal und auch weiterhin Alfred Allgaier und Siegfried Mahler.
Schon gegen 13 Uhr ist Ankunft in Kaltenbach, wo man im schönen Kräuterhotel Hochzillertal gleich seine Zimmer beziehen und eine Jause süßer oder salziger Art genießen darf. Die Hüttenwanderer wurden verabschiedet und bis zu ihrem Ausgangspunkt Finkenberg gebracht.
Das Besondere an unserem Hotel ist das Faible für Kräuter. Man durfte sich besondere Kräuter- und Saatkissen zum Ausprobieren für die Nacht bestellen und konnte sein Lieblingskissen käuflich erwerben. Für den Nachmittag stand für die Wander- und Genussgruppe ein gemütlicher Regen-Spaziergang auf dem Programm, geführt von Siegfried, entlang der Ziller zur nächsten Ortschaft und auf der anderen Flussseite wieder zurück. Rast machte man an einem schönen Seerosenteich mit Imbiss. Die andere Gruppe mutete sich gleich den Aufstieg auf den Hausberg zu, geführt von der gertenschlanken Junior-Hotelchefin Elke, die wie eine Gämse den Berg hinaufzog. Entsprechend fühlte sich die eine oder andere Flachland-Gämse (m/w) von uns etwas ausgepowert. Erholen konnte man sich davon in der gemütlichen Sauna. Das dreigängige Abendessen wurde dann natürlich umso mehr genossen.
Am Freitag hatte es sich schon beim Aufstehen eingeregnet, und die geplante Bergtour wurde umgeplant. Zunächst aber ging es mit unserem Bus in die Heumilch-Käserei in Fügen. Ein schöner Film zeigte das Leben der Almkuh, ihr kräuterreiches Futter, den Weg der Milch in die Käserei und wie sie dort liebevoll und hochwertig verarbeitet wird. Ein kleines Museum erzählte anschaulich von allerlei Gerätschaften, die früher in der Milchwirtschaft genutzt wurden. Der Einkauf in der Käserei gestaltete sich vergnüglich. Hier gab es außer leckeren Käsesorten auch kleine Kuhglocken, Schnarchpatscher, Kräuterliköre etc. zu kaufen. Jeder fand ein Mitbringsel. Der gekaufte Käse wurde bis zur Heimfahrt im Hotel kühl gelagert. Josef, der Senior-Hotelchef, ebenfalls groß, schlank und gämsenhaft unterwegs wie seine Schwiegertochter, wusste geistreich und wissend zu vielem, was am Weg lag, zu berichten.
Am Mittag ging es los zur 4-Almen-Wanderung mit Josef und seinem Sohn. Zwei Gruppen teilten sich nach der ersten, der Montana-Alm. Die eine machte sich mit dem Junior-Hotelier oberhalb der Montana-Alm auf den Rückweg, der entlang des Finsingbaches führte und trotz bescheidener Witterungsverhältnisse, aber bei milden Temperaturen und in der schönen Landschaft seinen Reiz hatte. Die sportlichere Gruppe trat wegen des Regens nach der dritten Alm den Rückmarsch an und kam zeitgleich bei der Schellenbergalm an, die dann auch für die Strapazen mit urig-handgemachtem Essen wie Spinatknödel entschädigte. Auch das Menschliche kam mit Wirtin Gabi nicht zu kurz, und am Kamin konnte man sich in der g‘stubeten Enge der Hütte aufwärmen. Ein paar Nachzügler wurden in einem Bauernstüble mit Bergblick verköstigt und erhielten zur Entschädigung einen Schnaps aus Zirbenzapfen.
Nach Saunieren und Ausruhen wartete wieder ein leckeres Menü, die meisten entschieden sich für Fisch. Danach war Tanz angesagt. Alleinunterhalter Matthias, der alles aus dem Kopf spielte und sang, traf den Musikgeschmack aller, da er so vielfältige Musikstile „drauf“ hatte und Männer wie Frauen auf die Tanzfläche lockte. Parallel dazu verfolgten einige im Foyer das WM Spiel Belgien gegen Brasilien, dass Belgien gewann.
Ausgangspunkt am Samstag war die Tristenbachalm im Wandergebiet Floitengrund. Schon die Anfahrt auf enger Steige war spannend. Auf dem Wanderparkplatz hatte unser Zillertaler Wanderführer Josef einen Busparkplatz mit Wendemöglichkeit bestellt, der aber leider nicht zur Verfügung stand, da der Almwirt zu spät ans Reservieren dachte. Oben auf dem Berg fand an diesem Tag eine Andacht statt, zu der viele in aller Frühe aufgebrochen waren, und deren Autos nun den Busparkplatz versperrten. Einmal mit dem Bus hineingefahren, gab es auch kein Zurück, und so wartete Hansi, unser Busfahrer, geduldig den ganzen Tag, ob die Autofahrer wohl wiederkommen. Das passierte aber nicht, da viele oben übernachteten, wie wir erfuhren. Doch am Morgen wanderten erstmal alle zusammen zunächst 200 Höhenmeter hinauf zur Steinbock-Hütte, was schon bis dahin eine ordentliche Wanderung war. Manche warfen sich dann direkt in den Hüttenzauber, andere gingen noch 1 oder 2 Stunden weiter ins Tal hinein.
Die Bergwanderer aber stiegen mit Josef weitere 800 m an, bis zur Greizer Hütte. Nach einem steilen Anstieg, über nassen und felsig-steinigen Grund, konnten sie, oben angekommen, den Schluss der unter freiem Himmel gehaltenen Andacht miterleben. Zügig wurden Kaiserschmarren oder sonstige Hüttenschmankerl verspeist, um sich wieder auf den Abstieg zu machen, damit die Wartezeit für die unteren Einkehr-Wanderer nicht noch länger wurde. Diese nutzten die recht lange Wartezeit für gute Gespräche, den einen oder anderen Quarkstrudel, Kaffee, Drinks in Steinbock- und Tristenalm. Als sich alle am Bus wiedertrafen, ging Hansi aufs Ganze: Sein Versuch, auf kleinstem Raum umzudrehen, glückte. Er trägt nun das Busfahrer-Prädikat „Meister im Stehblues mit dem Bus“. Am Abend gab es noch einen leckeren Grillabend auf der Hotelterrasse, ohne Regen und bei angenehmen Temperaturen.
Am Sonntag um 9 Uhr hieß es Abschied nehmen von den herzlichen Wirtsleuten, die sich mit aufstellten fürs Gruppenbild und uns noch lange hinterher winkten. Bis zur Mittagszeit wanderte man ins wildromantische, von schroffen anthrazitfarbenen Felsen umragten Zembachtal hinein. Wir waren begeistert von der Vegetation wie auch schon in den Vortagen. Zum Bergfrühling gehört einfach die satte Bergblumen-Blüte. Hier konnte man auch Wildheidelbeeren zuhauf naschen. Eine Wanderin sagte zur anderen: „Wenn Du am Fuchsbandwurm stirbscht, noa will i au nemme läba!“ sprachs und begann auch Heidelbeeren zu essen. Beim schönen Bergrestaurant „Breitlahner“ warteten wir auf die Berggruppe, die ebenso unbeschadet vom Pfitscher-Joch-Haus herkommend eintraf. Man nahm einen kleinen Imbiss ein, um gestärkt die lange Heimreise anzutreten. Mit einer halben Stunde Pause in einer Raststätte trafen wir gegen 19.30 Uhr im Lamm in Hengen ein. Ein gut eingespieltes Wirtshausteam versorgte uns in kürzester Zeit mit schwäbischen Gerichten, so dass man gleich wusste: „Jetzt benne wieder drhoim!“.
Schön und erlebnisreich war dieser Bergfrühling. Es war nicht das optimalste Wetter, aber dank guter Ausrüstung konnte man trotzdem der Natur und Wanderschaft erfreuen, ganz zu schweigen von den Genüssen in den Almhütten.
Großer Dank an die Bergführer war im Bus vor dem Abschied angesagt und die Hoffnung, dass man sich in alter Frische beim nächsten Bergfrühling im Juli 2019 wieder sieht. Zuvor gibt es am Freitag, 16. November noch einen Bergfrühling-Rück- und Ausblick im dann voraussichtlich wieder zur Verfügung stehenden Vereinsraum in Wannweil.