Marseille – So viel Ähnlichkeit und doch so anders!

Tant de similitudes et pourtant si différentes

„Nichts ist so erfolgreich wie der Erfolg!“ Mit vielen positiven Erfahrungen der letzten Städtereise nach Paris war es nicht verwunderlich, dass die Anmeldeliste für das Nachfolgeprojekt in kürzester Zeit gefüllt war: Die 14-köpfige Reisegruppe bestand fast ausschließlich aus reiselustigen „Wiederholungstätern“, die nach 2-jähriger Pause schon ungeduldig dem neuen Ziel entgegenfieberten. Wieder führte uns unsere Reise über das verlängerte Pfingstwochenende nach Frankreich. Erneut genossen wir die sanfte Fahrt in der 1. Klasse des TGV. Wie schon das letzte Mal konnten wir imposante Bauwerke mit beeindruckender Architektur bestaunen. Natürlich durften die zahlreichen Märkte nicht fehlen, die jeder für sich jeweils ein anderes, unvergleichliches Flair boten. Und auch dieses Mal genossen wir die kulinarischen Köstlichkeiten in gemütlichen Restaurants, im kühlenden Schatten der Bäume vor einem Café oder bei den bewährten Picknicks im Freien. Hier belohnten wir uns für die langen Wege, die wir meist zu Fuß zurücklegten.

Also alles wie letztes Mal? Keineswegs!

Denn dieses Mal führte uns die Reise nach Marseille. Obwohl es die zweitgrößte Stadt Frankreichs ist, ist sie mit ihren ca. 900.000 Einwohnern deutlich kleiner als die Hauptstadt. Dafür gilt sie als die älteste Stadt der Nation, und aufgrund ihrer Lage direkt am Mittelmeer ist der südländische Esprit allgegenwärtig.

Die perfekte Einführung bekamen wir von Lena, der Nichte eines mitreisenden Paares, die uns für ein paar Stunden auf sehr charmante Art in die Geheimnisse „Ihrer“ Stadt einführte. Schon der Treffpunkt an der „Ombrière“, einer riesigen, spiegelnden Beschattungskonstruktion am Alten Hafen (Le Vieux Port), war beeindruckend. Ganz in der Nähe durften wir in einem liebevoll eingerichteten Museum unsere eigene provenzalische Seife bestempeln. Durch teilweise wahrlich malerische Gassen mit bunt bemalten Fassaden führte der Weg an vielen imposanten Gebäuden und Anlagen der Stadt vorbei wie dem Rathaus, dem InterContinental Hôtel Dieu, der Kirche Notre-Dame-des-Accoules, der „Vieille Charité“, einem ehemaligen Armenhospiz im Panier-Viertel, oder der Neuen Kathedrale Sainte-Marie-Majeure de Marseille, kurz De La Major.

Auch auf dieser Reise faszinierte uns Notre-Dame – nur heißt die hiesige Wallfahrtskirche und Basilika vollständig „Notre-Dame de la Garde“. In ihrem neuromanisch-byzantinischen Stil wacht dieses Wahrzeichen von Marseille, das im Volksmund auch „La Bonne Mère“ („die gute Mutter“) genannt wird, von ihrer 161 m hohen Anhöhe weit sichtbar über der Stadt. Zwei Tage später brachte uns Le Petit Train auf diesen Hügel, wo wir uns mit den Gästen von 4 großen Kreuzfahrtschiffen die Aussicht teilten.

Marseille – So viel Ähnlichkeit und doch so anders! (2. Teil)

Der 1. Berichtsteil über unsere Reise endete damit, dass Marseille ein sehr begehrtes Ziel vieler Kreuzfahrtschiffe ist, deren neues Cruise Terminal in ca. 8 km Entfernung außerhalb des Stadtkerns errichtet wurde.

Apropos Schiffe: Auch wir wagten uns aufs Wasser. Während wir an einem Tag bei schönem Wetter und kühlendem Fahrtwind an Bord eines Ausflugsschiffes die abwechslungsreiche Felsenküste des Nationalparks Calanques mit seinen tiefen und schluchtenartigen Buchten genossen, brachte uns an einem anderen Tag eine Fähre zum Château d’If, der weltberühmten Festung, in der unter anderem nach dem Roman von Alexandre Dumas der Graf von Monte Cristo gefangen gehalten wurde.

Bei einem Tagesausflug mit dem Zug nach Aix-en-Provence wandelten wir auf den Spuren weiterer Berühmtheiten. So hat die Geburtsstadt von Paul Cézanne und zeitweilige Heimat von Pablo Picasso eine sehenswerte Altstadt mit vielen kleinen Gassen und Plätzen sowie einer großen Auswahl an unterschiedlichsten Märkten abseits der Flaniermeilen. Einige ließen es sich nicht nehmen, in zwei Museen Meisterwerke dieser Künstler sowie von Renoir, van Gogh, Monet, Gauguin u. v. m. zu bewundern.

Doch zurück zu Marseille: Auch hier gibt es eine Metro – allerdings nur zwei Linien, die wir nutzten, um zum Palais Longchamp zu fahren. Der monumental beeindruckende Bau mit verschwenderisch anmutendem Wasserfall und Springbrunnen wurde im 19. Jahrhundert als Abschluss eines 85 km langen Kanals gebaut, der die Wasserversorgung der Stadt sicherstellte. Der Fußweg zurück zum alten Hafen führte vorbei an der Kirche Les Réformés zur „Canebière“, der einstigen Prunkstraße, auf der wir unvermittelt auf zwei Giraffen stießen. Und ein kurzer Schwenk zu einem weiteren Markt in einer Seitenstraße ließ uns für kurze Zeit wie in einen anderen Kontinent eintauchen. Nach dem Mittagessen führte uns der Weg entlang der Küstenstraße, wobei wir die Gelegenheit nutzten und uns eine Erfrischung gönnten, in dem wir die Beine ins kühle Mittelmeer streckten. Mit Kaffee oder einem Aperitif in einer kleinen, abgelegenen Hafenbucht gestärkt, ging es wieder zurück in Richtung Palais du Pharo, den Napoleon III für seine Frau bauen ließ. In der Gartenanlage breiteten wir die Köstlichkeiten unseres Picknicks aus, die wir mutig gegen die dreisten Angriffe einer Möve verteidigten. Der weitreichende Blick über diese unvergleichliche Stadt am Meer war ein krönender Abschluss dieser großartigen Reise, bevor wir am nächsten Tag unsere Heimreise antreten mussten – wie konnte es anders sein – mit einem fulminanten Essen im Zugabteil.

Erneut vergingen die Tage wie im Flug und wieder durften wir unvergessliche Erinnerungen mit nach Hause nehmen … ja, wie beim letzten Mal, aber doch ganz anders!

GG

(2809 Zeichen)